Die Wiederbelebung der SGI-Systeme

Funktionsfähige Geräte weg zuwerfen fällt mir schwer. Daher steht im meinen Lager das eine oder andere alte System herum, mit dem man eigentlich nicht viel anfangen kann, so auch die SGI Indy und die O2, die schon lange nicht mehr hochgefahren wurden.

Diese Systeme wieder in Betrieb zu nehmen, klingt im ersten Moment ganz einfach. Schließlich funktionierten sie ja tadellos, als sie das letzte Mal ausgeschaltet wurden. Die Realität ist aber doch eine andere: Mäuse bewegen den Zeiger auf dem Bildschirm eher zufällig, alte Monitore melden sich beim Einschalten genau einmal mit einem Blitz – und dann nie wieder- Festplatten geben unschöne Geräusche von sich, die Indy verliert immer ihre IP-Einstellung und zu guter Letzt hat man nach der Zeit auch noch das System/root-Kennwort der O2 vergessen – und wie man die Hintertür ins System öffnet natürlich auch.

Alles in allem ist das also eine nette Aufgabe für arbeitsarme Zeiten, zum Beispiel während der Corona-Beschränkungen.

Die Ursache für den Verlust der IP-Einstellungen nach jedem Neustart war, dass die Batterie des Dallas Chip verbraucht war – und sie ist eingegossen, also nicht so einfach zu ersetzen. China sei Dank gibt es neue Chips für wenig Geld und der Einbau ist simpel.

Das Monitor-Problem ist in so fern nicht einfach zu lösen, also die Indy keinen VGA-Ausgang hat, folglich auch nicht an einem einfachen Bildschirm betrieben werden kann. Er muss mindestens Sync-on-green unterstützen und braucht einen speziellen Adapter. Der Anschluss für den Monitor sieht genauso aus wie der der Solaris-Systeme, aber es gibt Unterschiede, die die Nutzung eines Solaris-Monitorkabels verhindern. Recherchen im Internet führen zu einer etwas schrägen Lösung:

Am Kabelstrecker müssen die Pins 1,2,4,5,6 und 7 entfernt werden, dann funktioniert das, die Indy meldet sich auf dem Bildschirm – und bootet. Die letzte veröffentlichte IRIX-Version ist 6.5, leider meldet sich der Rechner mit 6.2, da ist eine Aktualisierung fällig. Zu Glück liegen hier noch die Original-Installations-CDs von Silicon Graphics im Lager, allerdings hat die Indy kein CD-Laufwerk und das externe SCSI-Gerät ist defekt. Nun waren die SGI-Rechner zu ihrer Zeit sehr innovativ und daher gibt es die Möglichkeit, eine Installation über das Netzwerk durchzuführen – und ich habe ja auch eine O2, die ein internes Laufwerk hat. Die Installation kann also beginnen.

Sie geht wie folgt:

– O2 booten, IP-Adresse und Hostnamen ermitteln – nun gut, die kenne ich ohnehin
– Die Installations-CD #1 einlegen
– Die Indy einschalten. Sobald die Meldung „System Starting up“ erscheint, den Mainteance Mode auswählen, oder die ESC-Taste drücken, falls keine Auswahlmöglichkeit erscheint.
– Vom Menue den Punkt „INSTALL SYSTEM SOFTWARE“ auswählen
– Als Installationequelle „Remote Directory“ auswählen
– Den Namen der O2 eingeben
– Die IP-Adresse der O2 eingeben
– Quellpfad eingeben: /CDROM/dist
Installation vom Menü auswählen
– Auf den Inst-Prompt mit o2:/CDROM/dist „O2 ist dabei durch den Hostnamen zu ersetzen“
– Sobald die Meldung „Install software from [/CDROM/dist]“ erscheint, die nächste CD einlegen.

  • Die Auswahl der Installationspakete treffen und die Installation starten:
  • Inst> keep *
  • Inst> install standard
  • Inst> install prereqs
  • Inst> go

Am Ende Done auswahlen. Dann kann die Indy mit dem aktualisierten System gebotet werden.

CD Sequenz:
– Installations Tools
– Foundation 1
– Foundation 2
– Applications

Im Vergleich zur Indy war die O2 viel einfacher wieder in Betrieb zu nehmen. Sie kann ein einem Standard-VGA-Schirm betrieben werden, Tastatur und Maus werden über PS2-Stecker angeschlossen und ein funktionsfähiges CD-ROM-Laufwerk gibt es. Zwei kleine Probleme gab es zu lösen: die Tastatur war auf französisch eingestellt und das Root-Passwort, dass zur Änderung erforderlich ist, verloren gegangen. Über den Maintance-Mode der Konsole ließen sich beide Probleme leicht lösen.

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